
Eisstadion Davos
,
Schweiz
Veröffentlicht am 29. März 2022
Marques Architekten AG
Teilnahme am Swiss Arc Award 2022
Projektdaten
Basisdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Die ikonenhafte Eishalle erstrahlt in altem Glanz. Der neue, umlaufende Umgang klärt bestehende, gewachsene Strukturen und löst die Nutzerbedürfnisse sowie die Entfluchtung. Die Verwendung der einfachen und naturbelassenen Materialien Holz und Beton stärken dem ursprünglichen Charakter der Halle.
Ausgangslage
Aufgrund behördlicher Auflagen und dem Wunsch nach einem neuen, modernen Stadion, wurde 2016 ein Architekturwettbewerb ausgeschrieben. Es galt ein repräsentatives Stadion zu schaffen, dass die heutigen Spiel- und Eventbedürfnisse eines erfolgreichen NLA Eishockeyclubs mit internationaler Ausstrahlung erfüllt. Es musste unter anderem der Personenschutz verbessert, die Sitzplatzkapazität erhöht, sowie grundlegende betriebliche Defizite gelöst werden. Das massiv vergrösserte Raumprogramm sollte entweder in einem Neubau oder mittels Erweiterungen im Bestand Platz finden.
Entwurfsidee
Das Projekt bereinigt die über die Jahrzehnte gewachsenen Anbauten und Strukturen des Hauptbaus. Das Dach als identitätsstiftendes Element wurde erhalten. Städtebaulich ist die erneuerte Anlage der Eishalle Davos Teil der öffentlichen Bauten am Kurgarten. Das angedockte Volumen des Umganges kommuniziert räumlich besser mit den umliegenden Volumen und vermittelt massstäblich zwischen der grossen Halle und den umgebenden Gebäuden. Das oktogonale, umlaufende Volumen bildet ein alles verbindender Umgang, welcher interne betriebliche Abläufe sowie die Entfluchtung effizient klärt. Die ursprünglich symmetrische Halle wird nordseitig zugunsten des neuen Raumangebotes verlängert. Die Nordseite bildet auch gleich den neuen Hauptzugang zum Stadion. Durch den Umgang im ersten Obergeschoss bewegen sich die Zuschauer zu den jeweiligen Sektoren und finden dazugehörende Buvetten und Pausenaufenthaltsflächen.
Die Reduktion auf einfache und naturbelassene Materialien wie Holz und Beton stärken den ursprünglichen Charakter der Halle innen wie aussen. Der in rohem, sichtbarem Beton gestaltete und als Fluchtweg dienende Umgang sucht mit der filigranen Rippendecke, den feinen Stützen und Trägern bewusst eine Analogie zu den klassischen Fügungen und strukturellen Verbindungen des Holzbaus.
Projektierung
Im Zentrum der Projektierung standen die Kosten- so wie Ressourceneffizienz. Durch den Erhalt des Bestandgebäudes konnte ein Grossteil der grauen Energie erhalten bleiben. Dies hatte eine aufwändige Planungs- und Koordinationsphase zur Folge. Das Planungsteam war auf modernste Vermessungstechnologie angewiesen, um den bestehenden Bau zu erfassen und in die Planung einbeziehen zu können. Das Eisstadion beinhaltete komplexe betriebliche, technische und bauliche Anforderungen, die bestmöglich in bzw. mit der bestehenden Substanz integriert werden mussten – insbesondere die vorhandenen kostenintensiven Haustechnikanlagen oder die ursprüngliche Primärkonstruktion der Tribüne musste früh in die Planung einbezogen werden. Die komplexe Geometrie des bestehenden Hauptdachs, welches direkt angeschlossen wurde, konnte nur dank heutiger 3D-Technologie verstanden werden. Der Erhalt eben dieser monumentalen und ikonenhaften Holzträgerstruktur war eine Herausforderung und zugleich die oberste Prämisse für den Entwurf. In Zusammenarbeit mit der ETH Zürich und dem Ingenieurbüro Conzett Bronzini Partner AG wurde ein Konzept entwickelt, welches ohne aufwändige Ertüchtigungsmassnahmen, die bestehende Struktur sichern und gestalterisch klären konnte.
Realisierung
Aufgrund des aufrecht zu erhaltenen Spielbetriebs erfolgte die Realisierung in drei Etappen, jeweils in einem engen Zeitfenster in den Sommerhalbjahren. Dies erschwerte die Realisierung nicht nur logistisch, sondern auch planerisch. Um dieses ambitionierte Realisierungsmodell umsetzen zu können, musste ein Grossteil der Holzgewerke vorfabriziert werden. Dank dem übergeordneten strukturellen Raster, erkennbar zum Beispiel bei den Fassaden, konnten die nötigen Repetitionen erzeugt werden, um eine effiziente Vorfabrikation gewährleisten zu können. So wichen auf allen vier Seiten die ehemaligen Polycarbonatfassaden neuen, dunklen, imprägnierten Holzfassadenflächen mit feiner Gliederung. Sie sind abgestimmt auf die Nutzungsbedürfnisse auf der Nord- und Südseite verglast und auf der Ost- und Westseite geschlossen. Hinter ihnen wurden die Tribünen auf die Primärkonstruktion rückgebaut und räumlich optimiert, anschliessend vor Ort komplett in Massivholz wiederaufgebaut. Im Ost- und Westtrakt befinden sich die neuen, schwebenden Galerien mit 30 m langen, verleimten Holzträgern. Im Nord- und Südtrakt werden ab dem zweiten Obergeschoss Räume für Restaurationsbetriebe, Logen, Verwaltung sowie Medien in meist roh belassenem Holzbau neu geschaffen.